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Hausbrandopfer in Resse erhalten über 7.000 € aus Benefizaktion

In der Nacht zum Sonntag ging ihr Haus an der Resser Osterbergstraße, und damit ihr Lebenswerk, in Flammen auf. Angelika (68) und Walter (78) Engelke kamen mit knapper Not mit dem Leben davon, weil Nachbar Stefan Lorenz, dessen Mitbewohner vom Balkon aus beim Rauchen das Feuer gegenüber entdeckt hatte, mit den Fäusten an ihr Schlafzimmerfenster trommelte und schrie: „Kommt schnell raus, es brennt“.

Nur wenige Minuten später – so bestätigte auch die Feuerwehr, wäre es zu spät gewesen. Die Brandermittler der Kriminalpolizei haben am Montag festgestellt, dass ein technischer Defekt im Küchenbereich das Feuer ausgelöst haben muss. Die Flammen griffen in dem Holzhaus in Windeseile um sich und zündeten durch.

Drei Stunden lang brannte das Haus, das das Ehepaar vor 30 Jahren mit eigenen Händen erbaut und immer wieder erweitert hat, trotz der Löschbemühungen der Feuerwehr wie eine Fackel, bis ein Bagger die Brandruine auseinanderriss und der Feuerwehr bessere Angriffsmöglichkeiten bot.

Am nächsten Tag stehen Walter und Angelika Engelke mit Kindern und Nachbarn vor dem Schutthaufen, der übrig geblieben ist. Nichts von ihrem Hab und Gut konnte gerettet werden: Kein Kleidungsstück, keine Papiere, kein persönliches Erinnerungsstück, nicht einmal die Autoschlüssel.

Noch in der Nacht haben die Nachbarn das Ehepaar mit warmer Kleidung versorgt. Weitere Kleiderspenden trug die Familie am nächsten Tag zusammen. Auf dem Tisch im Wohnwagen von Sohn Oliver und Schwiegertochter Melanie im Garten am Lönswinkel stapeln sich die Kleidungsstücke. „Die muss ich erst mal sortieren“, sagt Angelika Engelke.

Der Wohnwagen ist für sie und ihren Mann, mit dem sie seit 46 Jahren verheiratet ist, jetzt erst einmal ihr Zuhause. Dort fühlen sie sich wohler als im Gästezimmer im Keller. Am Montagabend sitzen sie zusammen mit Kindern, Verwandten und Freunden in Melanie und Oliver Engelkes Wohnzimmer. Der „Krisenstab“ tagt und kommt zu dem Resümee: „Wir haben schon ganz schön was geschafft!“

Konzert Tina Nelk
Tina Nelk mit Veranstaltungsplakat
Band
Die Band rund um Alex Nodenski

Angelika Engelke war zuerst bei ihrer Hausärztin Dr. Brinkmann in Resse, um ein Rezept für ihre dringend notwendigen Medikamente zu holen. Außerdem hat ihre Ärztin sie erst einmal krankgeschrieben, denn ihren Job in der Verwaltung beim DRK könnte sie jetzt nicht ausüben.

Aber rumsitzen und sich ausruhen kann die 68-Jährige auch nicht: „Dann werde ich verrückt. Ich muss was tun“, sagt sie. Und zu tun gibt es genug. Zunächst beantragte sie bei der Sparkasse eine neue EC-Karte für ihr Konto, bis die kommt wird es ein paar Tage dauern. Doch Bargeld erhielten die Brandopfer schon am Montag: Nicht nur die Verwandten hatten spontan in das eigene Portmonee gegriffen.

Als Jürgen Auhagen von der Gemeinde am Montagmorgen von Tina Nelk, der Freundin von Angelika und Walter Engelke, hörte, was passiert war und gefragt wurde, ob die Gemeinde helfen könne, stellte er aus dem Hilfsfonds „Wedemärker für Wedemärker“ sofort 1.000 Euro Bargeld bereit, damit die beiden sich zumindest die notwendigsten Dinge kaufen können.

Dann möchte Angelika Engelke natürlich so schnell wie möglich selbst wieder mobil sein: Ihr Auto ist unversehrt geblieben, doch ohne Schlüssel nützt ihr der Nissan X Trail nichts. Mit der Werkstatt wurde vereinbart, dass der Wagen vom ADAC eingeschleppt wird und man sich dort so schnell wie möglich um einen neuen Schlüssel oder Schloss kümmert.

Kaum wieder zuhause, wartete bereits das Fernsehteam von SAT 1 an der Brandstelle. Freundin Tina Nelk hat alle ihre umfangreichen Kontakte genutzt, um so viel Hilfe wie möglich für ihre Freunde in Gang zu bringen. Denn die haben von Anfang an kein Geheimnis daraus gemacht: Sie hatten zum Zeitpunkt des Brandes weder eine Gebäude- noch eine Hausratversicherung.

„Zunächst waren wir versichert, dann wurde es finanziell so eng, dass wir nur noch von der Hand in den Mund leben und die Versicherungspolice einfach nicht mehr bezahlen konnten. Als ich vor einiger Zeit wieder mit Versicherungen Kontakt aufgenommen habe, wollte mir keiner das Holzhaus zu akzeptablen Konditionen versichern. Ich war gerade kürzlich noch mal mit einer anderen Versicherung in Kontakt getreten. Die Verhandlungen liefen“, erzählt Angelika Engelke. Sie ist erschöpft und ausgebrannt, ebenso wie ihr Mann, der kaum redet und Tränen in den Augen hat, als er nach seinem Befinden gefragt wird.

Noch am Samstagabend war alles gut gewesen. Mit Freunden hatte man bei Käseplatte und Wein zusammengesessen. „Es war so ein netter Abend. Um kurz nach 22 Uhr sind wir ins Bett gegangen und haben fest geschlafen, bis die Katze schrie und zeitgleich unser Nachbar wie verrückt ans Fenster trommelte.“ Katze Finchen verschwand in der Nacht im Wald, hat sich aber inzwischen schon wieder auf dem Grundstück blicken lassen und gefressen. Hündin Jette ist verängstigt, aber wohlauf. Sie stammt aus einem Tierschutzprojekt und ist erst seit Juni bei den Engelkes. In ihrer Angst war sie noch einmal ins Schlafzimmer gelaufen und hatte sich im Bett versteckt, wo sie Nachbar Stefan Lorenz aber wieder rausholte.

Die Engelkes gucken zwar nach einer Wohnung für den Übergang, wollten aber auf jeden Fall auf ihrem Grundstück bleiben, dort ein Tiny-Haus oder zumindest ein Mobilheim errichten.
Ihre größte Sorge ist jetzt, wie sie das Abräumen der Brandstelle finanzieren und bewältigen sollen. Doch schon jetzt ist klar: Auf die Resser Dorfgemeinschaft und ihre Freunde und Familie können sie zählen.

Benefizaktionen für Hausbrandopfer in Resse

Zwei Benefizaktionen sind bereits organisiert: Am Sonnabend, 19. November, organisieren die Wählergemeinschaft Resse, der Ortsrat und die örtlichen Vereine von Feuerwehr bis Sportverein auf dem Parkplatz vor dem Frische-Markt Pagel eine große Verköstigungsaktion mit Bratwürstchen und mehr, deren Erlös zu hundert Prozent an die Engelkes geht und ihnen noch am selben Tag überreicht wird. Ortsbürgermeister Kai Tschentscher und seine Mitstreiter stellen gerade alles auf die Beine und sind überzeugt, dass die Resser in gewohnter Manier alles tun werden, um Angelika und Walter Engelke zu unterstützen.

Am Dienstag, 22. November, stieg dann ein großes Benefizkonzert im Resseo unter dem Motto „Pop meets Classic“. Wirt Christos Sarroudavidis stellte die Getränke zur Verfügung, die Bratwürstchen an einem Grillstand draußen wurden von der Brelinger Fleischerei Backhaus gestiftet.

Zu Dieter Kindermann, Präsident des Kinderhilfswerks ICH, haben Tina Nelk und ihr Mann Alexander Nodenski private Kontakte. Als die Frage nach einer gemeinnützigen Organisation laut wurde, die die Spenden, die an diesem Abend von den Gästen zusammenkommen, offiziell entgegennehmen und steuerfrei weitervermitteln kann, war Kindermann sofort bereit zu helfen. Spontan organisierte er auch Einkaufsgutscheine für die Brandopfer. Allein im Innenraum des Resseo fanden 100 Gäste Platz, draußen unzählige weitere.

Das Trio Pop meets Classic sorgte für ein grandioses Musikerlebnis mit Popsänger Alexander Nodenski, dem italienischen Tenor Lucio Miano und Rocksänger Danny. Allein ein solches Konzert im kleinen Resse sei der Hammer, freut sich Tina Nelk.

Insgesamt konnte ein stattlicher Betrag in Höhe von 7.195 € an die Eheleute Engelke übergeben werden.

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