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Hilfsgüter für Ruanda

Am 05. September brachen wir zu dritt nach Butare in Ruanda auf, um dort einen Teil unseres Praktischen Jahres, des letzten Jahres des Medizinstudiums, zu absolvieren. Für knapp vier Monate haben wir in der Chirurgie-Abteilung des Universitäts-Krankenhauses gearbeitet und gelernt.

Von anderen Studenten, die vor uns dort waren, haben wir erfahren, dass es oft an einfachsten Materialien, wie zum Beispiel Handschuhen, Haarnetzen und auch Verbandsmaterial fehlt und wir haben uns vorgenommen, diesen Mangel zumindest ein wenig zu kompensieren. Zu unserer großen Freude wurden wir dabei vom International Children Help e.V. unterstützt – voller Dankbarkeit nahmen wir ein großes Paket mit vielen wichtigen Hilfsmitteln entgegen. Es enthielt Desinfektionsmittel, sterile Handschuhe, unzählige Verbandsmaterialien und nicht zuletzt drei Plüsch-Giraffen.

Bereit zum Aufbruch nach Ruanda: Martin Toubartz, Martin Knippenberg und Jan Niklas Petry-Schmelzer (v.l.n.r.)
Bereit zum Aufbruch nach Ruanda: Martin Toubartz, Martin Knippenberg und Jan Niklas Petry-Schmelzer (v.l.n.r.)

Im Krankenhaus brauchten wir zunächst einige Tage, um uns mit den Bedingungen und Begebenheiten vor Ort vertraut zu machen. Bereits in den ersten Tagen stellten wir fest, dass kein so großer Mangel an Materialien herrscht, wie uns berichtet worden ist, und wir machten uns Gedanken darüber, wo die Materialien am meisten helfen würden.
Zudem waren wir nicht die einzigen, die medizinische Produkte mitgebracht hatten: Dr. Michael Sinclair, ein amerikanischer Chirurg, hatte sogenannte Drainagegefäße für Thoraxdrainagen mitgebracht,die er der Krankenhausapotheke zur Verfügung gestellt hatte. Nach einiger Zeit haben wir erfahren, dass die Apotheke diese an Patienten verkaufte, obwohl sie ihr selbst kostenlos überlassen wurden. Folglich entschieden wir uns, dass das Universitätsklinikum nicht der richtige Empfänger für unsere Hilfsmittel sein würde und wir informierten uns über weitere Möglichkeiten.

Über Dr. Sinclair kamen wir dann in Kontakt mit einem ruandischen Chirurgen in einem „District Hospital“ in Kibuye, im Westen Ruandas. Ein Distric Hospital ist neben den Health Centern, welche mit Krankenpflegern besetzt sind, die erste Anlaufstelle für Patienten; so etwas wie Hausärzte gibt es nicht.

Das District Hospital in Kibuye, Ruanda
Das District Hospital in Kibuye, Ruanda
Übergabe der Hilfsgüter an Dr. Mutabazi
Übergabe der Hilfsgüter an Dr. Mutabazi

Dr. Emmanuel Mutabazi ist einer von zwei Chirurgen im District Hospital in Kibuye und führt dort verschiedenste Operationen durch und leitet eine Station mit knapp 40 Betten. Wir haben ihn an einem Wochenende besucht und geschaut, wie das Krankenhaus ausgestattet ist. Ziemlich bald wurde deutlich, dass unsere Hilfsgüter in Kibuye deutlich mehr helfen würden als in Butare und so haben wir uns dafür entschieden, eine Woche mit Dr. Mutabazi zusammenzuarbeiten und ihm unsere Hilfsgüter zu überreichen.

Jean Baptiste freut sich über seine Stoffgiraffe
Jean Baptiste freut sich über seine Stoffgiraffe

„Das ist ja wie ein vorzeitiges Weihnachten!“, stellte er fest, als er die große Lieferung in Augenschein nahm. Besonders erfreut war er über die großen Mengen Salbentüll – in Ruanda wird noch in sehr vielen Familien über dem offenen Feuer gekocht uns so kommt es leider immer wieder dazu, dass kleine Kinder mit schweren Verbrennungen in die Krankenhäuser eingeliefert werden.
Diese Verbrennungen sind schwierig zu behandeln und wenn es ein Kind ist, das betroffen ist, macht es die Behandlung nicht einfacher – und es ist auch schwer anzusehen, wenn ein kleiner Mensch unter seinen Verletzungen so schwer zu leiden hat.
Damit sich die verbrannten Hautareale nicht entzünden, ist es wichtig, sie gut zu verbinden. Salbentüll hilft dabei, dass das Wundgewebe nicht im Verband festwächst und erleichtert den Verbandswechsel um ein Vielfaches.

Unter den vielen Patienten, die von den Materialien profitieren werden, die wir vom ICH gespendet bekommen haben, haben wir an dieser Stelle den sechsjährigen Jean Baptiste ausgewählt, um einen Fall beispielhaft vorstellen zu können.
Jean Baptiste leidet an Epilepsie und das offene Feuer, an dem seine Familie kocht, hat bei ihm einen Anfall ausgelöst. Im Zuge dessen hat er den Kochtopf umgestoßen und das kochende Wasser hat einen großen Teil seiner Kopfhaut und seines Rückens verbrannt. Er kam ins Krankenhaus und nachdem die Wunden gesäubert wurden, ist er mit Salbentüll und weiterem Verbandsmaterial verbunden worden. Im Laufe der nächsten Wochen hat er zwei Mal Haut vom Oberschenkel auf den Kopf transplantiert bekommen und benötigte viele, viele Verbandswechsel. Wir haben uns über die Maße gefreut, dass unser kleiner Patient all die Schwierigkeiten so gut verkraftet hat. Als wir ihn nach neun Wochen im Krankenhaus wiedersahen, war er einer der drei Glücklichen, die eine der Stoff-Giraffen bekommen hat, die uns ICH mitgeliefert hat. Jean Baptiste hat sich ähnlich über die Giraffe gefreut, wie sich Dr. Mutabazi über die Hilfsgüter gefreut hat.

Wir sind unwahrscheinlich froh, dass wir für ICH die vielen Hilfsmaterialien überreichen dürften und so vielen Menschen damit geholfen zu haben. Wir sind dankbar, vor allem im Namen der vielen Patienten, besonders der Kinder, die somit eine gute medizinische Versorgung erhalten konnten.

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